Im Jahr 2008 stand Lena Gebauer-Hötzel auf dem Willi und stellte fest, dass der Weststadt etwas fehlte. In Erinnerung an ihre Jugendzeit in der Weststadt war hier ein großer Wochenmarkt. Das musste geändert werden!
Ende 2011 gründeten Lena und Patrick Gebauer-Hötzel schließlich die IHKKG und begannen Gespräche mit dem Stadtteilverein und der Zukunftswerkstatt, mit der Stadt Heidelberg, befragten die Weststädter/innen, recherchierten, reflektierten, wie wohl ein ganz besonderer Markt aussehen könnte. So wurde die Idee geboren den klassischen grünen Markt mit Kunst und Kultur aber auch mit Verzehr zu kombinieren. Endlich, im goldenen Oktober 2012 bekamen wir unsere erste Genehmigung von der Stadt Heidelberg für 4 Wochen einen Samstagsmarkt zu veranstalten. Ganz zur Freude der Weststädter/innen, die sich schnell an das neue Gefühl eines Samstagsmarktes gewöhnten.
Von dieser positiven Erfahrung beflügelt, starteten Lena und Patrick im März 2013 mit einem permanenten Samstagsmarkt auf dem Wilhelmsplatz.
Damals präsentierte die Heidelberger Feinschmeckerei ihre kulinarischen Köstlichkeiten, es gab Bio-Eiscreme, Gemüse vom Hegehof oder von Pazar, Wiesenblumen von Regine Lehmann, Käse von Kirsch oder Casa Fromage, Fleisch und Wurst von Landmetzger Meng, Kaffee von Beans of Joy, malaysische Spezialitäten von Serai, Gewürze von Ceglarek und Brot oder Brötchen von Backerei Tschackert. Auch unser Imker von Casa Mellifera, Schokolade von Chocolaterie Tafelhaus oder scharfe Spezialitäten von Chiles waren von Anfang an dabei. Balsamico, Lobo Ackermann und Short Tailed Snails gaben Konzerte, es gab bereits Kunsthandwerkstage und diverse Kinderaktionen mit Lisa Vogel. Doch es regnete und regnete und regnete im Frühling 2013. Und da es im Juni immer noch regnete, gaben mehr und mehr Marktbeschicker auf, so dass am 1. Juni von meistens 15 Marktständen gerade noch 6 auf dem Willi standen. Trotzdem wollten wir nicht aufgeben, viele Markthändler und aktive Unterstützer auch nicht.
Samstag ohne Samstagsmarkt war schon damals nicht mehr denkbar.
Der Winter sollte kommen, vielleicht ein harter Winter, aber er kam nicht richtig. Es blieb relativ mild. Die IHKKG stellte ein Adventszelt auf, organisierte Vorlesungen für Kinder, machte Kindertheater und hielt letztendlich mit den verbliebenen Markthändlern den Markt am Leben. Mit dem Frühling kam die vegane Community, mehr Besucher, neue Stände und noch mehr Leben auf den Willi. Damals hatten wir im Schnitt fast 20 Stände und wollten bis September den klassischen grünen Markt mit noch einigen wichtigen Marktständen ergänzen. Dann war die Wagenburg auf dem Willi rund herum aufgebaut.
Der sich entwickelnde Trendmarkt wurde im wahrsten Sinne fast weggeschwemmt, neu aufgebaut, wurde bio, lokal, kulturell, gemütlich, kindertauglich, entschleunigt, vegan, vielfältig, wurde ein Kulturmarkt mit Alleinstellungsmerkmal in Heidelberg.
2016 sind Patrick und Lena weggezogen und haben von Hameln aus den Markt gemanaged. Inzwischen waren die rein veganen Stände wieder alle abgezogen, viele Händler bieten aber weiterhin vegane Produkte an. Es wurde ein Markthelfer engagiert, der den bisher hauptsächlich von Lena und Patrick übernommenen Part des Auf- und Abbaus des IHKKG Standes und der Biertische auf dem Platz übernommen hat.
2017 haben schließlich Sabine und Thomas Röhl die Marktorganisation ehrenamtlich übernommen.
Seit 2018 beteiligt sich der Markt auch an Veranstaltungen, wie
Weststädter/innen entdecken noch heute ihren Samstagsmarkt immer wieder neu, aber auch die Mundpropaganda zieht ihre Kreise bis in angrenzende Stadtteile und den Rhein-Neckar-Raum. Wir, die IHKKG, werden den Kulturmarkt auf dem Wilhelmsplatz weiterentwickeln und weiter ausbauen. Sowohl der Wocheneinkauf als auch der soziale Aspekt des "Treffpunkt Willi" stehen dabei im Vordergrund.
2019 "die Weststadt bekommt den Markt, den sie verdient"
Das Angebot des Marktes ändert sich laufend. Leider konnten einige Verkaufsstände nicht gehalten werden, da einfach zu wenig gekauft wurde. Dafür kommen wieder neue Anbieter. Der Kulturmarkt ist aber bis heute ein wunderbarer Ort geblieben, an dem man sich zum gemeinsamen Frühstück oder Mittagessen, zum Verweilen mit Freunden und Nachbarn trifft. Sehr ermutigend ist die Entwicklung, dass auf dem Markt Produkte angeboten werden, die es teilweise auf den anderen Heidelberger Märkten nicht zu kaufen gibt. Viele, vor allem selbst hergestellte Produkte werden angeboten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Fair gehandelter Kaffee und Naturkosmetik gehören genauso dazu, wie griechisches Olivenöl, mexikanische Chilipasten, vermehrt auch Kunsthandwerk und natürlich auch regionales Obst und Gemüse in sehr hoher Qualität, die Biometzgerei, der Messerschleifer sowie Honig vom Weststadtimker.
2020 steht ganz im Zeichen des Coronavirus
Trotz schönstem Wetter zu Beginn des Jahres musste der Treffpunkt Willi ab März auf reines Einkaufen heruntergefahren werden.
Die Kanzlerin sagte ausdrücklich an alle: "Auf soziale Kontakte soll verzichtet werden"
Musikauftritte, das Fest der Begegnung, Flohmärkte, Kunsthandwerksstände etc. wurden abgesagt.
Der vorgeschriebene Mindestabstand zwischen Marktbesuchern von 2m kann auf dem großen leeren Platz problemlos eingehalten werden. Und die Weststädter/Innen halten sich erfreulicherweise daran.
Und gerade in dieser schwer auszuhaltenden Corona-shutdown Zeit erwies sich der Samstagsmarkt als Glücksinsel. Anders als in Supermärkten konnte auf dem großen Platz bei strahlendem Sonnenschein mit viel Abstand das Lebensnotwendigste eingekauft werden und auch noch ein wenig der soziale Kontakt gepflegt werden.
Nach dem Shutdown konnte der Verein allerdings nur noch wenige Einnahmen verbuchen. Die Kosten für den Markt wurden zwar etwas reduziert, es fehlten aber dennoch monatlich ca. 300€, um den Markt weiter bestehen zu lassen.
Der Kulturmarkt und damit auch der Verein stand vor dem finanziellen Abgrund!
Dank vieler großartigen Spenden konnte jedoch der Kulturmarkt für 2020/2021 gerettet werden!
Ein Riesen-Dankeschön an die Weststädter, die diesen Glücksort so lieben und finanziell unterstützt haben:-)
Ab Mai wurde das Marktkonzept noch einmal geändert. Jetzt standen jeden Samstag eine Handvoll Kunsthandwerksstände und ab und zu auch ein Kleiderflohmarktstand auf dem Platz. Es wurde zunehmend bunter! Und auch die Kunsthandwerker waren froh wieder etwas Umsatz zu machen, da 2020 die großen Veranstaltungen alle abgesagt wurden. Die Stände stellten sich im Kreis um den Wilhelmsplatz auf, so dass der ganze Platz für die Besucher und die langen Schlangen genutzt werden konnte und der Mindestabstand von 1,50m gewahrt werden konnte.
Nachdem im Sommer die Olympischen Spiele coronabedingt abgesagt wurden, haben wir auch den Japantag auf 2021 verschoben. Das ganze Jahr konnten keine Bands mehr auf dem Willi auftreten - das gab es in der Geschichte des Willis noch nie.
Im Dezember stiegen die Zahlen der Patienten in den Heidelbergern Intensivstationen so stark an, dass das Land die Notbremse zog und ab dem 16. Dezember 2020 einen harten Lockdown verordnete.
Und obwohl der Samstagsmarkt ein Wochenmarkt ist und auf dem Wilhelmsplatz alle Corona-Hygienevorschriften sehr gut eingehalten werden konnten, wurde der Samstagsmarkt vom Heidelberger Gewerbeamt geschlossen.
2021 - Samstagsmarkt und der Lockdown
Die ersten 3 Monate gab es keinen Samstagsmarkt mehr auf dem Willi:-(
Zum Glück erlaubte der Stadtteilverein am Samstag dem Metzger und Yasin & Josef am Freitag einen Stand vor dem Feuerwehrhäuschen aufzustellen. Auf privatem Grund darf nämlich 1 Stand genehmigungsfrei sogenannte "Urware" verkaufen.
Nach 3 Monaten Lockdown (!) erhielten wir dann doch kurzfristig die Genehmigung zur Durchführung eines Spezialitätenmarktes, der allerdings an die Verordnungen für den Einzelhandel gekoppelt wurde. Am 13. März fand der 1. Markttag trotz heftigem Sturm statt, wurde aber am 18. März wieder von der Stadtverwaltung Heidelberg quasi geschlossen, da nur noch Click&Collect mit Email Anmeldung und Terminvergabe möglich gewesen wäre, aber diese Methode des Einkaufs für einen Wochenmarkt absolut nicht geeignet ist.
Ab dem 23. März erhielten wir endlich die bis Ende Mai befristete Genehmigung eines "grünen Marktes" nach §67 GewO. Es blieb weiterhin stürmisch im Frühjahr aber endlich gab es wieder frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel aus der Region.
Ab Ende Mai sanken die Inzidenzen "dramatisch", so dass unsere Kunsthandwerker fast täglich bei uns nachfragten, wann sie wieder teilnehmen können. Dank der Beharrlichkeit der Marktmacher und der Unterstützung durch die Stabstelle Kultur- und Kreativwirtschaft bekamen wir ab Ende Juni endlich die Erlaubnis, Kunsthandwerk nach fast 7 Monaten Lockdown wieder zuzulassen.
Der Kulturmarkt wurde nun nicht mehr als Veranstaltung genehmigt, sondern wurde behördlich als Spezialmarkt nach §68 der GewO festgesetzt.
Auszug aus der Genehmigung:
"Allen Marktbeschickern ist die Durchführung des Markts ein wichtiges Anliegen, damit Sie Ihre
Lebensmittel und Kunsthandwerk verkaufen können und hohe finanzielle Verluste zu vermeiden, die bei Nichtstattfinden des Marktes entstehen würden.
Entgegenstehende Rechte Dritte, wie z.B. einzelner Nachbarn wurden geprüft, sind jedoch in der Interessensabwägung nachrangig. So wird etwaigen schädliche Umwelteinwirkungen (z.B. Lärm) durch die
erteilten Auflagen Rechnung getragen. Auch die weitere Auflagenerteilung dient dem Drittschutz."
Diese Genehmigung wurde bis 30.06.2022 befristet. Je nach Pandemielage und Coronaauflagen für Veranstaltungen (3G/2G Einlassbeschränkungen) kann der Kulturmarkt 2022 wieder als Veranstaltung weitergeführt werden.
2022 - Long Covid und Klimawandel
Nachdem ab Anfang April die Corona Sonderregelungen für Veranstaltungen weggefallen sind, haben wir am 14. April 2022 sowie Anfang Mai bei der Stadt wieder eine Sondernutzungsgenehmigung beantragt, und Ende September auch endlich erhalten.
Wo Kulturmarkt drauf steht, ist auch endlich wieder Kulturmarkt drin.
Im Juni erschien der neue Marco Polo Reiseführer mit Insider Tipps für Heidelberg und Mannheim und yeah - wir sind drin!
"Auf zum Willi! Shoppen wie Oma - nur hipper"
Neu hinzugekommen ist im Juli der "Mini Japantag", der mit dem Kumamoto Freundeskreis, der Taiko Schule von Ilka Haase und der Japanischen Ergänzungsschule organisiert wurde.
Im August wurde der Treffpunkt Willi für den Deutschen Nachbarschaftspreis der nebenan.de Stiftung nominiert.
Im Oktober bekam unser Verein die Ehrenamtsmedaille der Stadt Heidelberg überreicht!
Im Dezember fiel der Alternative Weihnachtsmarkt aus, als Ersatz haben wir einen kleinen Adventssamstag veranstaltet.
2022 war allerdings der Klimawandel stark zu spüren! Von insgesamt 48 Samstagen waren fünf verregnet und 6 zu heiß, so dass die Besucher ausblieben und die Händler weniger Umsatz gemacht haben.
Der Ukraine Krieg und die stark gestiegene Preise führen dazu, dass gespart wird. Dies spüren auch die Markthändler und der Hegehof hat daher alle seine Marktaktivitäten aufgegeben. Nun gilt es Händler zu suchen und dem Platz Schatten zu spenden.
2023
Kann der Treffpunkt Willi nach der Corona Krise auch den Klimawandel überleben?
Ja - er kann!
Und mit Kurpfalzhof Becker fand sich ein sehr sympathischer Gemüsehändler, der mit seinem regionalem Angebot sehr gut zum Samstagsmarkt passt!
Leider musste im Frühjahr die große Veranstaltung "Vielfalt der Kulturen", die im Rahmen der Internationalen Woche gegen Rassismus
stattfinden sollte, und mit vielen internationalen Kulturvereinen geplant war, wegen Sturm abgesagt werden.
Dennoch entschied sich das Bonfire Orchestra zu ihrem legendären Auftritt auf dem Willi und es wurde im Regen geswingt und getanzt - Was für ein Jahresauftakt:-)
2023 durften auch wieder Bands auftreten und der Kulturmarkt lief nun als Veranstaltung wie vor Corona. Nach Gesprächen mit dem Gewerbeamt im Frühjahr sowie dem Kulturamt und dem Amt für Wirtschaftsförderung im Frühsommer erhielten wir Unterstützung von der Stadt, jedoch gibt es noch immer keine finanzielle Förderung durch die Stadt.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Nina Berbner, die uns professionell in der Kommunikation mit den Behörden unterstützt hat!
Im Sommer fand wieder der erfolgreiche Kleine Japantag gemeinsam mit dem Kumamoto Freundeskreis statt. Dieser hat sich inzwischen schon etabliert und erfreut sich sehr großer Beliebtheit.
Ein besonderer Auftritt im September war die hochprofessionelle und sensationelle Drum & Jonglage Show von Sebastian Rotard und Jay Galligan als Kinderaktion zur Einschulung an der Landhausschule.
Noch ein Highlight war der Auftritt der bretonischen Riesenmarionetten, die uns die Festivalleitung der Französischen Woche Heidelberg "geschenkt" hat. Sogar die ehemalige Oberbürgermeisterin Beate Weber kam aus Kanada, um deren Auftritt zu bewundern. Chapeau, wie die Festivalleitung 2023 den Markt unterstützt hat!
Nächstes Jahr gerne wieder:-)
Im Dezember fanden 2 Adventssamstage statt, an denen Vereine Infostände machen konnten und Selbstgemachtes verkauften. Gemeinsam mit dem Stadtteilverein wurde ein Kleiner Weihnachtsmarkt veranstaltet, der ein Come Together des Stadtteils ermöglichte.
An diesem Tag wurde es mit dem Weihnachtsjodlern und dem Posaunenchor der CLM Gemeinde adventlich und Theater Carnivore mit seinem Märchentheater lockte trotz des Regens viele Familien auf den Willi
Alles in Allem ein gutes Kulturmarktjahr!
2024
Mehr Kunst, Kultur und Genuss auf dem Willi